Jüdischer Kulturbunde outside Berlin
Außerhalb Berlins bildeten sich jüdische Kulturvereine im Rhein-Ruhr-Gebiet und im Rhein-Main-Gebiet, wobei in Köln und Frankfurt jeweils ein zweiter und dritter Verein gegründet wurde. Während die ursprüngliche Berliner Liga ein Theaterensemble, eine Oper und ein philharmonisches Orchester unterhielt, unterhielt die Niederlassung in Köln nur ein unabhängiges Theaterensemble. Die Frankfurter Liga, die weder ein Opern- noch ein Theaterensemble unterhielt, konzentrierte sich auf Orchestermusik und unterhielt bis 1936 ein eigenes philharmonisches Orchester unter der Leitung von Hans Wilhelm Steinberg.
Diese zusätzlichen Zweigstellen der Liga basierten auf einer unabhängigen jüdischen Kulturtätigkeit, die durch das Beispiel von Kurt Singer und der Berliner Liga inspiriert war. Steinberg war Generalmusikdirektor am Frankfurter Opernhaus gewesen, wo er sich einen Namen als Dirigent moderner Werke von Komponisten wie Arnold Schönberg, Alban Berg und Kurt Weill gemacht hatte. Mit Hitlers Machtübernahme wurde er jedoch als Jude entlassen. Er hatte von Kurt Singers Gründung der Berliner Liga gehört und organisierte nach diesem Vorbild in Zusammenarbeit mit den Frankfurter Synagogen und jüdischen Gemeindeleitern Konzerte mit jüdischen Musikern. Diese Tätigkeit bildete die Grundlage für die offizielle Gründung des Kulturbundes Deutscher Juden, Bezirk Rhein-Main, am 17. April 1934, eines Ablegers des Bundes, der das gesamte Rhein-Main-Gebiet umfasste, aber seinen Sitz in Frankfurt hatte.
Die in Köln ansässige Zweigstelle der Liga für das Rhein-Ruhr-Gebiet begann ähnlich wie die Liga in Frankfurt. Nach der Entlassung der jüdischen Musiker begann in Köln ein eigenständiges jüdisches Musikleben nach Berliner Vorbild. Ursprünglich unter dem Namen Freunde des Theaters und der Musik, e.V. wurde im Herbst 1933 der Jüdische Kulturbund Rhein-Ruhr gegründet. Paul Moses war der erste Vorsitzende dieses Bundes in Köln, der neben dem Schwerpunkt Theater auch Kammermusikkonzerte, wie Klavier- und Gesangsabende, veranstaltete. Kleinere Ableger des Berliner Verbandes bildeten sich auch in Hamburg, München, Breslau, Kassel, Dresden, Leipzig und anderen Orten. Die aktivsten Zweigstellen der Liga befanden sich in Berlin, Frankfurt, Köln und Hamburg, wo ein drittes unabhängiges jüdisches Theaterensemble bestand. Der Berliner Verband, der von Singer geleitet wurde, war mit 20.000 Mitgliedern Anfang 1934 der größte. Bis 1935 hatte der Jüdische Kulturbund 46 Ortsvereine in anderen Städten, die das NS-Regime unter den Dachverband der Jüdischen Kulturbünde, ebenfalls in Berlin, stellte.
Singer hatte bereits Ende 1933 eine solche Organisation ins Auge gefasst, um die jüdischen musikalischen Aktivitäten in ganz Deutschland zu koordinieren. Von 1935 bis zur Einstellung der eigenständigen Liga-Aufführungen außerhalb Berlins 1939 trug die Zentralstelle in Berlin die Hauptverantwortung für das Repertoire und die Freigabe der Programme für alle Liga-Abteilungen. Ein Großteil dieser Verantwortung fiel Singer zu, der die musikalischen Programme nach Besprechung mit den einzelnen Abteilungsleitern und der Genehmigung der Konzerte im Ausschuss festlegte. Natürlich gab es Unterschiede zwischen den einzelnen Abteilungen, insbesondere zwischen der Organisation in München, die im Gegensatz zu anderen Ablegern von 1935 bis 1937 ein eigenes Marionettentheater unterhielt, aber die zentrale Kontrolle des Repertoires verlieh den jüdischen Musikaufführungen im ganzen Reich eine gewisse Regelmäßigkeit. Diese Regelmäßigkeit war auch das Ergebnis des unvermeidlichen Musikaustauschs. Vor und nach 1935 stützten sich viele der kleineren Ableger der Liga sowie die Ligen in Hamburg und Köln auf die Aufführungen der Liga-Orchester in Berlin und Frankfurt, um ihr Repertoire zu ergänzen. So feierte die Hamburger Liga 1934 ihre Eröffnung mit Beethovens Egmont-Ouvertüre, Mendelssohns Violinkonzert in e-Moll und Schuberts siebter Sinfonie, gespielt vom Berliner Liga-Orchester unter der Leitung von Joseph Rosenstock.
Von Lily E. Hirsch
Quellen
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